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US-Wahlkampf: Welche Großspender noch zu Trump halten

Foto: JOE RAEDLE/ AFP

US-Wahlkampf Die Wirtschaft wendet sich von Trump ab

Traditionell steht die US-Wirtschaft hinter den Republikanern. Doch Donald Trumps radikale Rhetorik treibt viele Großspender zu Hillary Clinton.

Tom Barrack führt ein Leben wie im Film. Der US-Finanzier pendelt zwischen seiner Hacienda in Kalifornien, seinem Penthouse am Central Park, seinem Luxushotel auf Sardinien und seinem Weinschlösschen nahe Bordeaux. Eine weitere Barrack-Liegenschaft in den Bergen nördlich von Santa Barbara steht derzeit für satte 100 Millionen Dollar zum Verkauf: die einstige Neverland Ranch des 2009 verstorbenen Popstars Michael Jackson.

Doch Barrack wird diese Woche ganz andere Schlagzeilen machen: Zu Mittwoch hat er eine Gruppe konservativer Investoren auf sein kalifornisches Gut geladen. Für eine Spende von 2700 Dollar pro Kopf gönnt er ihnen einen Cocktailempfang, ein feines Dinner und ein Foto mit dem Ehrengast.

Dieser Ehrengast, auf dessen Konto auch die Spenden fließen, ist ein alter Freund: Donald Trump, der Präsidentschaftskandidat der Republikaner.

Genau. Der Donald Trump, der geschworen hat, seinen Wahlkampf selbst zu finanzieren, um keine "Marionette" zu sein. Doch auch dieses Versprechen entpuppt sich als flexibel: Mit Barracks Galaessen beginnt ein landesweiter Versuch, insgesamt eine Milliarde Dollar zu sammeln, um Trumps Wahlkampf zu befeuern - ohne dass er dafür das eigene Vermögen anzapfen müsste.

Zwar haben sich schon etliche Gönner zu Trump bekannt. Außer Tom Barrack etwa der Ölmilliardär T. Boone Pickens, der Medienunternehmer Stan Hubbard, der Immobilienmagnat Robert Lapidus und der Kreditvermittler Doug Lebda: Sie schaufeln Millionen in Great America PAC , eine Pro-Trump-Spendengruppe. Auch Casinobetreiber Sheldon Adelson, einer der treuesten Mäzene der Republikaner, will Trump großzügig finanzieren.

Die Republikaner gelten als Freunde des Business - normalerweise

Viele andere aber weigern sich diesmal, den Bannerträger ihrer Partei zu unterstützen, mit Geld oder anderweitig. Von Großspendern wie dem Hedgefonds-Milliardär Paul Singer, der auf den Trump-Rivalen Marco Rubio gesetzt hatte, bis zu Konzernchefs, Wall Street-Bankern und Lobbyisten: Trumps radikale Rhetorik und politische Unberechenbarkeit verschrecken sie.

Die Zurückhaltung der Wirtschaftsgrößen stellt alle amerikanischen Wahlkampfgepflogenheiten auf den Kopf. Bei früheren Präsidentschaftsrennen standen die Unternehmen meist geschlossen hinter dem jeweiligen Kandidaten der Konservativen. Die Republikaner, so die Regel, galten als Freunde des Business und die Demokraten als Feinde.

Doch diesmal ist es genau andersrum. Die traditionellen Förderer meiden Trump. Mehr noch: Viele von ihnen laufen sogar in Clintons Lager über.

Die Abtrünnigen offenbaren sich allenthalben. Die "New York Times" befragte mehr als 50 Top-Parteispender der Republikaner - und stieß auf eine "Mauer des Widerstands": Knapp die Hälfte erklärte, sie würden Trump kategorisch kein Geld zukommen lassen. Allein diese Gruppe habe in den letzten drei Wahlen 90 Millionen Dollar an konservative Kandidaten überwiesen. Geld, das nun fehlt. Viele andere Befragte hätten sich geweigert, überhaupt Stellung zu nehmen.

Unter den Trump-Kritikern befinden sich nach Informationen der Zeitung zum Beispiel Joe Ricketts, der Gründer der großen Brokerfirma TD Ameritrade, sowie die Hedgefondsmanager Seth Klarman und William Oberndorf. "Wenn es Trump gegen Clinton heißt", sagte Oberndorf der "New York Times", "dann wähle ich Hillary."

Diesen historischen Seitenwechsel erwägt nicht nur er. Trump sei "ungebildet, amoralisch, unehrlich und manipulativ", ließ sich Investor Michael Vlock zitieren, und fügte noch ein paar unschmeichelhafte Adjektive hinzu: "Frauenverachtend, ehebrechend, hyper-prozessfreudig." Clinton sei das "geringere Übel" der beiden: "Unsere Republik wird Hillary überleben."

Einen ähnlichen Trend hat die "Financial Times" beobachtet: Bei der bisher umfangreichsten Umfrage zur Haltung der US-Wirtschaft in diesem Wahlkampf stellte sie fest, dass mehr als 50 Prozent aller Interessenverbände, stellvertretend für fast 100.000 US-Konzerne, die Parteilinie brechen und Clinton statt Trump unterstützen wollen, trotz aller politischen Vorbehalte.

Clinton sei die "weniger schlechte" Option, sagte Bill Reinsch, der Präsident des National Foreign Trade Councils, der "FT". Der Handelsvereinigung gehören 300 Konzerne wie General Electric und Procter & Gamble an.

Trump gibt sich als toller Geschäftsmann, der seine Expertise auf die Politik übertragen werde. Experten bezweifeln das: Trump und auch der demokratische Clinton-Rivale Bernie Sanders bedeuteten "beträchtliche Änderungen" der Wirtschafts- und Finanzpolitik, sagte der Finanzprofessor Paolo Pasquariello der Zeitung "USA Today". Doch beide hätten ihre Pläne noch nicht weiter präzisiert.

Hinzu kommt, dass Trumps geschäftlicher Erfolg alles andere als verbrieft und oft nur ein sorgsam kultivierter Mythos ist: Viele seiner Unternehmen gingen über die Jahre pleite oder stützten sich auf das Geld anderer. Wie jetzt eben auch bei der Wahlkampffinanzierung.


Zusammengefasst: Die Präsidentschaftskandidaten der US-Republikaner konnten sich immer auf die Wirtschaft verlassen. Reiche Investoren und Großkonzerne ließen ihnen fette Wahlkampfspenden zukommen. Doch mit Donald Trump scheint das anders zu werden. Viele sicher geglaubte Spender wenden sich ab - und wollen notfalls lieber die wahrscheinliche Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, unterstützen.