Zum Inhalt springen
Fotostrecke

Vixen 21 TD: Befreiungsaktion mit dem Gabelstapler

Foto: Claus Reissig

Oldie-Wohnmobil aus den USA Willkommen in Deutschland, Vixen

Claus Reissig bekommt seit Wochen die gleiche Frage zu seinem Wohnmobil gestellt: "Was macht der Vixen?" Ab jetzt heißt es: Er ist da!

Drei Monate ist es nun her, dass ich in den USA war, um mein neues Wohnmobil zu besichtigen. Seitdem ging es vor allem um den Transport, die Bezahlung, die Formalitäten, Zoll und Mehrwertsteuer.

Und langsam schlich sich der Vixen als Thema in das Leben meiner Partnerin und mir; kaum ein Tag verging, an dem nicht über ihn gesprochen wurde. Als er in der Hafenstadt Charleston im US-Bundesstaat South Carolina verladen wurde, munterten wir uns auf: "Hoffentlich gehts im gut!"

Später haben wir seine Reise an Bord des Containerschiffs Glen Canyon Bridge übers Internet verfolgt. Tagelang dauerte die Fahrt über die Weite des Atlantischen Ozeans, bei uns Zuhause kroch die Glen Canyon Bridge als kleiner Pfeil über den Bildschirm.

Dann zeigt der kleine Pfeil auf Bremerhaven. Das Schiff ist endlich da, und mit ihm der Vixen.

Wie ist der da reingekommen?

Auf dem Hof der Spedition in Bremen öffnen sich schließlich die Türen des 40-Fuß-Containers. Ich ahne den Vixen mehr als ich ihn sehe. Vor ihm parken noch ein Saab 900 Turbo und eine Harley.

Mit einer Harley und einem Saab ist der Vixen im Container eingepfercht

Mit einer Harley und einem Saab ist der Vixen im Container eingepfercht

Foto: Claus Reissig

Auf den Gesichtern der Entlader macht sich eine gewisse Ratlosigkeit breit: Wie ist der da reingekommen? Die Türen des Autos sind nicht zu öffnen, und um an die hinteren Befestigungsgurte zu kommen, muss einer von ihnen unter dem flachen Vixen hindurchkriechen. Schließlich wird er mit einem Gabelstapler herausgezogen und parkt zwischen Dutzenden anderer Oldtimer, die ebenfalls aus den Staaten kamen. Ich atme auf - abgesehen von der verbogenen Stoßstange hat mein Wohnmobil den langen Transport fast ohne einen Kratzer überstanden.

Vor dem Abholtag warten einige Herausforderungen. Aus Hamburg sind wir mit einem dreiachsigen Plattformanhänger angereist. Mit dem Vixen oben drauf und meinem Land Rover davor wiegt das ganze Gespann rund fünf Tonnen, das fährt man ja auch nicht täglich.

Vor der Heimfahrt steht mir noch der Termin beim Zoll im Bremer Hafen bevor. Autos, die älter sind als 30 Jahre, können zu einem reduzierten Mehrwertsteuersatz und zollfrei eingeführt werden. Mein Vixen lief 1986 vom Band und sollte die Vorgabe erfüllen - aber dazu muss ich den genauen Baumonat nachweisen. Nicht ganz einfach, denn die Vixen Motor Company existiert schon seit Jahrzehnten nicht mehr und weder in den amerikanischen Papieren noch im Auto findet sich irgendein Hinweis. Doch der Zollbeamte zeigt sich verständnisvoll, die Baunummer reicht ihm, um den Vixen als Oldtimer anzuerkennen. Zum Glück, sonst hätte die Einfuhr einige Tausend Euro mehr gekostet.

Der Vixen in der Halle des Bremer Transportunternehmens

Der Vixen in der Halle des Bremer Transportunternehmens

Foto: Claus Reissig

Nächste Frage des Zöllners: Ist die Klimaanlage mit dem Kühlmittel R12 befüllt? Das ist wegen seiner Ozonschädlichkeit in der EU verboten und müsste abgepumpt werden. Der Vorbesitzer hat die Vita des Vixen jedoch lückenlos dokumentiert, eine Werkstattrechnung belegt, dass die Air Condition 2015 mit einem zulässigen Kühlmittel befüllt wurde. Zwei Stempel besiegeln schließlich die Einfuhr des Wohnmobils und ich halte die gültigen Papiere in der Hand.

Auf der Heimfahrt auf dem Anhänger hinter dem Land Rover löst der Oldtimer dieselbe Begeisterung aus wie auf dem amerikanischen Highway. Wildfremde Menschen recken die Daumen nach oben, lachen uns an. Überall steht der Vixen sofort im Mittelpunkt. Ich ahne, was bei späteren Reisen auf uns zukommen wird.

Unser erstes Ziel ist eine Werkstatt in Hamburg. Der Vixen mit seinem langen Radstand und der großen Spurweite passt gerade noch auf eine PKW-Bühne. Hier komme ich das erste Mal dazu, den Wagen gründlich zu inspizieren. Unter dem Auto wartet erst einmal eine Überraschung: Viel zu sehen ist von der Technik nicht, der Vixen ist zugunsten der Aerodynamik großflächig mit Kunststoff verkleidet wie ein Formel-1-Auto. Lediglich Teile der Vorderachse und Motor und Getriebe sind sichtbar.

Das Oldie-Wohnmobil auf der Hebebühne

Das Oldie-Wohnmobil auf der Hebebühne

Foto: Claus Reissig

Ansonsten ist die Besichtigung eine Erleichterung. Fahrwerk und Bremsen wurden regelmäßig gewartet, Federn und Stoßdämpfer sind fast neu, zudem ist der Rahmen nahezu rostfrei, da der Vixen den größten Teil seines Lebens in einer Garage im trockenen Kalifornien verbrachte. Außerdem besteht er natürlich größtenteils aus Kunststoff, aber auch der ist in Ordnung und unverbastelt.

Trotzdem kann man sich nur wundern - das Alter von 30 Jahren sieht man dem Wagen nun wirklich nicht an. Über den Motor brauche ich mir die kommenden Jahre ebenfalls keine Sorgen machen. Der wurde als original BMW-Austauschteil erst vor wenigen Jahren eingebaut und ist gerade einmal 19.000 Meilen (rund 30.000 Kilometer) in Betrieb.

Eine letzte Zitterpartie, und der Vixen ist in Sicherheit

Damit der Vixen durch den TÜV kommt, muss ich jetzt einen neuen Hauptbremszylinder finden - der alte verliert Druck. Zudem brauche ich eine Lösung für die roten Blinker im Heck, die wären so nur bei erheblich älteren Autos zulässig, auch die vorderen Scheinwerfer haben keine Zulassung für die EU. Sonst bleibt eine Menge Kosmetik: Teile müssen vernünftig eingepasst, der Innenraum gereinigt und Kleinigkeiten repariert werden. Aber wie perfekt muss so ein Auto eigentlich sein? In Amerika geht man mit solchen Dingen traditionell viel großzügiger um. Vielleicht muss ich da umdenken.

Erst einmal verschwindet der Vixen abends in seiner neuen Garage mitten in der Stadt. Die letzte Zitterpartie für diesen Tag: Ringsherum bleiben zum Rangieren nur wenige Zentimeter, es langt gerade noch auf einer Seite zum Aussteigen. In den kommenden Wochen wird die Wohnmobiltechnik überholt und der Vixen für den TÜV und die Oldtimerzulassung vorbereitet. Die letzte Hürden, dann kommt rechtzeitig zum Sommeranfang seine Jungfernfahrt auf deutschen Straßen.

Mehr lesen über

Verwandte Artikel