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Heidels Vorstellung in Gelsenkirchen Das neue Schalke

Bei Schalke soll es einen Umbruch geben - mal wieder. Aber diesmal ist etwas anders und das liegt an Christian Heidel. Das hat der neue Schalker Manager auch bei seiner offiziellen Vorstellung klargemacht.
Christian Heidel (l.) und Clemens Tönnies

Christian Heidel (l.) und Clemens Tönnies

Foto: Sascha Steinbach/ Bongarts/Getty Images

Clemens Tönnies ist ein Mann mit einem ausgeprägten Bauchgefühl. Solche Menschen haben das Glück, dass ihnen Entscheidungen meist ziemlich leicht fallen. So ist es auch im Fall von Christian Heidel gewesen. Der neue Schalker Manager arbeitet schon seit einigen Tagen für S04 und wurde nun auch offiziell vorgestellt. Tönnies habe den Fachmann aus Mainz kennengelernt und ihm sei sofort klar gewesen: "Das isser!", sagte der Aufsichtsratschef der Gelsenkirchener.

So manch eingefleischter Schalker mag erschrocken zusammengezuckt sein. Ganz ähnliche Anekdoten hat Tönnies nämlich auch erzählt, als er Felix Magath oder Roberto di Matteo vorgestellt hat. Das Bauchgefühl des Fleischfabrikanten ist sicher nicht der beste Ratgeber. Aber Christian Heidel ist eben weder Magath noch di Matteo. Bei diesem Mann handelt es sich vielmehr um einen hochintelligenten Visionär, der die Herausforderung auf Schalke mit einer Ganzheitlichkeit angeht wie noch niemand zuvor.

Neben Tönnies saß ein Mann voller Freude auf eine Aufgabe, die unter vielen Fußballexperten als unlösbar gilt. Schalke zu einem gut geführten Erfolgsverein machen? Unmöglich! Intrigen, Fehltritte und Selbstzerstörungstendenzen gehören zur DNA dieses Klubs wie die königsblaue Farbe. Und doch klang Heidel sehr überzeugend, als er sagte, er finde Schalke zwar total schwierig, aber er werde den Klub künftig anders positionieren.

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Christian Heidel: Vom Autohändler zum Schalke-Manager

Foto: imago

Es gab ja schon viele Neuanfänge in Gelsenkirchen, aber dieser hier scheint eine Substanz zu haben wie kaum ein Führungswechsel zuvor. Denn so durchdacht wie der langjährige Mainzer hat sich noch niemand der Schalker Probleme angenommen. "Ich sehe meine Aufgabe nicht nur als Sportdirektor, sondern möchte den Verein als Ganzes sehen, schaue über den Tellerrand des reinen Transfergeschäfts hinaus", sagte er.

Neben der Entwicklung eines klaren fußballerischen Konzepts, gehe es darum, diesen unruhigen Verein in einen Bundesligisten zu verwandeln, "bei dem alle an einem Strang ziehen". Schalke habe eine Strahlkraft, eine Power, eine Energi", und wenn es gelinge, diese zu bündeln, sei dieser Klub nur schwer zu bremsen. Im Klartext hieß das: Dieser Bundesligist braucht eine neue Unternehmenskultur.

Das klingt nach einer hervorragenden Idee, wobei solch eine einschneidende Erneuerung kaum vorstellbar ist, ohne dass auch andere wichtige Mitarbeiter als nur Trainer und Manager ausgetauscht werden. Ein Kandidat für eine Ablösung ist angeblich Finanzgeschäftsführer Peter Peters, der gemeinsam mit Tönnies die zentrale Konstante in der langen Ära der Unruhe war, auf die Schalke 04 zurückblickt.

Und auch Tönnies erlebt eine Zeit des Widerstands. Im Juni muss er sich zur Wiederwahl stellen, einige Mitglieder werben dafür, den mächtigen Mann zu ersetzen. Bisher ist allerdings kein Gegenkandidat für den Vorsitz des Aufsichtsrats in Erscheinung getreten, und nach diesem ersten Auftritt Heidels kann sich Tönnies fast sicher sein, dass er sein Amt behalten kann.

Tönnies will sich etwas zurückziehen

Er sei nicht trotz Clemens Tönnies nach Schalke gekommen, ganz im Gegenteil. Der umstrittene Patriarch ist "ein Grund dafür, warum ich hier bin", sagte der neue Chef. "Wir haben uns in den vergangenen neun Monaten sehr gut kennengelernt, und er hat mir den Verein so vorgestellt, dass ich Gefahr lief, sofort Schalke-Fan zu werden."

Solche Aussagen sind eine unbezahlbare Wahlwerbung, und dann stellte Heidel auch noch klar, dass es entgegen anderslautender Gerüchte nicht Tönnies war, der das Schalker Interesse an seinen Diensten publik gemacht habe. "Das nehme ich auf meine Kappe, das kam aus Mainz", sagte er, während Tönnies die von seinen Kritikern geforderte Modifizierung der Machtverhältnisse ankündigte. Heidel sei der neue starke Mann auf Schalke, er selbst wird sich künftig "zurückziehen und machen, was ein Aufsichtsrat macht: aufsehen und beraten".

Damit gab Tönnies einerseits zu, dass er seinen Wirkungsbereich in der Vergangenheit für einen Aufsichtsrat ungewohnt großzügig ausgelegt hat. Und vielleicht glaubt nicht jeder diese Ankündigung, die von Tönnies schon öfter zu hören war. Aber Heidel stellte klar, dass er sich nicht in seine Arbeit hineinreden lassen werde.

Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht nun erstmal die Suche nach einem neuen Trainer. Heidel bestätigte zwar nicht, dass er derzeit um Markus Weinzierl wirbt, berichtete aber von einer "favorisierten Lösung". Und er versprach, dass spätestens beim Trainingsauftakt ein neuer Coach gefunden sein werde.

Wahrscheinlich ist jedoch, dass schon in den kommenden Tagen Weinzierl präsentiert wird, damit das Projekt "Neues Schalke" richtig Fahrt aufnehmen kann.