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Pulli für US-Wettermoderatorin Das kleine schwarze Kleid des Anstoßes

Ein TV-Moderator in den USA hat einer Kollegin während einer Livesendung eine Strickjacke gereicht - weil das Kleid der Frau bei einem Teil des Publikums nicht gut ankam. Der Auftakt für eine Sexismusdebatte.
Das Kleid des Anstoßes

Das Kleid des Anstoßes

Foto: Facebook/ Liberté Chan/ KTLA 5

Als Liberté Chan am Wochenende beim Sender KTLA den Wetterbericht moderierte, wurden die Aussichten für die kommenden Tage schnell zur Nebensache. Ihr Co-Moderator Chris Burrous reichte ihr während der Livesendung eine graue Strickjacke. Es folgte ein kurzer Dialog:

Chan: "Willst du, dass ich das anziehe? Warum? Weil es kalt ist?"

Burrous: "Wir bekommen viele E-Mails."

Chan: "Was? Wirklich? (Chan zieht die Strickjacke an) Ich sehe jetzt wie eine Bibliothekarin aus."

Burrous: "Das geht doch. Wie eine Bibliothekarin, die zu einer Cocktailparty gegangen ist. Jeder hat heute Morgen eine Meinung zu deinem Kleid."

Chan: "Tut mir leid, das andere Kleid hat nicht funktioniert, ich musste irgendwas tragen."

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Der Vorfall hat es inzwischen unter dem Schlagwort #sweatergate in die landesweite Presse geschafft. Nicht nur die "New York Times"  widmete sich der Frage, ob es sich nicht um einen Fall von Sexismus handle - war der Sender vor engstirnigen Zuschauern eingeknickt und hatte er seine Angestellte deshalb gezwungen, ihr Outfit zu ändern?

Und abgesehen davon: Ist es weise, überhaupt bei derartigen Zuschriften zu reagieren? Muss ein Sender nicht souveräner sein? Immerhin ist derartige Kritik kein neues Phänomen. Die Moderatorin Gretchen Carlson veröffentlichte ein Video , in dem sie Leserkommentare über ihre Outfits vorlas - seit 25 Jahren werde sie wegen ihrer Kleiderwahl kritisiert.

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Angela Fritz, Meteorologin und Wetterredakteurin der "Washington Post", twitterte zum Fall Chan: "Es ist mehr als Sexismus, und es macht es Frauen in der Meteorologie schwer, ihre Arbeit zu tun."

Linda Stasi, Kolumnistin der "New York Daily News" , schrieb, es sei an der Zeit, dass TV-Sender Frauen dazu zwinge, sich wie Stripperinnen zu kleiden, während dicke, alte, glatzköpfige Männer die Nachrichten lesen dürften.

Chan kann die ganze Aufregung nicht so recht verstehen. Sie hat sich inzwischen in einem Blog-Eintrag geäußert . Sie arbeite seit zehn Jahren im TV-Geschäft und wisse, dass jeder seine Meinung äußere. Man brauche ein dickes Fell. Sie wolle aber eines klarstellen: "Mir wurde nicht von KTLA befohlen, den Pullover anzuziehen."

Sie habe beim Witz ihres Kollegen mitgemacht - in der Sendung mache man ständig Späßchen. "Es war nie unsere Absicht, jemanden zu beleidigen." Sie und Burrous seien Freunde. Auch das beendete die Diskussion nicht. Es wurde sogar vermutet, mit der "Es war ein Witz"-Erklärung solle die Diskussion beendet werden.

Schwer zu sagen, was manchen Zuschauern an dem Kleid genau missfiel. Weder war es zu kurz noch hatte es einen tiefen Ausschnitt. Die Kritiker mögen offenbar keinen Glitzer und keine dünnen Träger. In einer E-Mail hieß es, Chan habe ausgesehen, als sei sie direkt von einer Party am Vorabend ins Studio gekommen.

Aber auch Burrous wurde attackiert. Wenn er E-Mails bekomme, dass er Anzug und Krawatte wechseln solle - tue er das auch oder sei das nur bei Frauen der Fall, fragte ein Twitter-Nutzer. Ein anderer schrieb, Burrous solle sich ein paar Eier wachsen lassen und E-Mails von Ignoranten nicht beachten. Und mehrere meinten auch, die "Es war nur ein Witz"-Nummer sei zweifelhaft. Burrous habe Chan live im Fernsehen gedemütigt: "Schäm dich."

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Burrous schrieb, er verstehe, dass manche Leute die Sache in den falschen Hals bekommen hätten. "Man könnte meinen, es gehe um Trump gegen Clinton", sagte der Moderator in der Sendung am folgenden Tag. "Noch nie haben wir so viele E-Mails bekommen." Gegner und Befürworter des Kleides hätten ungefähr gleich oft geschrieben.

Chans Outift steht nicht zum ersten Mal im Fokus. Im Februar reichte ihr ein Kollege sein Sakko, weil sie ein Kleid mit zu viel Grün trug. Vor dem Greenscreen wurden Einblendungen auch auf ihrem Körper angezeigt.

ulz/AP

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