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Klopp zur spanischen Dominanz im Fußball "Clever und manchmal dreckig genug"

Jürgen Klopp kann mit dem FC Liverpool das zweite rein spanische Endspiel verhindern. Der Trainer hat vor dem Europa-League-Rückspiel gegen Villarreal eine ganz eigene Erklärung für die spanischen Verhältnisse.
Liverpools Trainer Jürgen Klopp

Liverpools Trainer Jürgen Klopp

Foto: Peter Powell/ dpa

Dejan Lovren müsste aus seinen ersten Jahren als Profifußballer einiges gewohnt sein. Er spielte in seiner kroatischen Heimat unter anderem für Dinamo Zagreb. Die umstrittene Ultragruppe "Bad Blue Boys" fiel in jenem Klub auch dadurch auf, dass sie gerne mit Pyrotechnik zündelte. Je mehr, desto besser. Es kursieren Videos der Ultras, in denen etwa 500 Bengalos fackeln.

"So etwas habe ich noch nie vorher gesehen", sagte Lovren. Er meinte allerdings eine Aktion der Fans des FC Liverpool, seines aktuellen Klubs. Vor dem Rückspiel im Viertelfinale der Europa League gegen Borussia Dortmund hatten die Fans ein Spalier für den Mannschaftsbus gebildet. "Ich habe mein Smartphone gezückt und Fotos gemacht", erinnerte sich Lovren an die Masse in Rot, die er etwa zwei Stunden später mit seinem Tor zum 4:3 in Ekstase versetzte.

Liverpool kam weiter, obwohl der BVB schon mit 2:0 und 3:1 geführt hatte. "Das war ein historisches Spiel. Aber das brauche ich nicht noch mal. Ein problemloser Sieg wäre schön", sagte Lovren. Er ist zum Abwehrchef aufgestiegen, nachdem sein Kollege Mamadou Sakho wegen Dopings gesperrt worden war.

Die Fans des FC Liverpool haben im Internet dazu aufgerufen, dem Mannschaftsbus wieder nur Schrittgeschwindigkeit zu erlauben. Sie wissen, dass ein problemloser Sieg im Rückspiel am Donnerstag (21.05 Uhr, High-Liveticker SPIEGEL ONLINE) ziemlich schwierig werden dürfte. Die Mannschaft verlor das Hinspiel im Halbfinale durch ein Tor in der Nachspielzeit beim FC Villarreal 0:1.

Für Jürgen Klopp kein Grund zur Sorge: "Das ist ein normales Ergebnis für ein Auswärtsspiel in der Europa League." Liverpools Trainer baut wieder auf die Atmosphäre im Stadion an der Anfield Road, er baut aber auch schon ein bisschen vor: "Wir haben noch 95 Minuten, bis irgendjemandem gratuliert werden muss. Wenn es Villarreal ist, habe ich damit auch kein Problem."

Spanien - Deutschland 10:0

Vor fast genau drei Jahren rettete Klopp mit Borussia Dortmund einen 4:1-Vorsprung aus dem Hinspiel knapp bei Real Madrid ins Ziel. Einen Tag später demontierte der FC Bayern den FC Barcelona ein zweites Mal innerhalb einer Woche. Zwei Bundesligisten trafen sich im Finale der Champions League.

Seitdem hat es in K.-o.-Runden der beiden europäischen Wettbewerbe zehn Vergleiche zwischen deutschen und spanischen Mannschaften gegeben. Das Ergebnis lautet 10:0 - für die Primera División. Der FC Villarreal schaltete im Achtelfinale Bayer Leverkusen aus, das beim 0:2 und 0:0 erfuhr, wie stark Spaniens Tabellenvierter in der Defensive ist.

"Das ist wirklich beeindruckend. Die Spanier räumen ja nicht umsonst derzeit die Pokale ab", sagte Klopp. In den vergangenen beiden Spielzeiten stellte die Primera División die Sieger in der Champions League (Real Madrid und FC Barcelona) und Europa League (jeweils FC Sevilla), in der Königsklasse wird es im Finale zwischen Real und Atlético wieder einen spanischen Sieger geben, und auch Sevilla könnte es nach dem 2:2 bei Schachjor Donezk erneut ins Endspiel schaffen.

Für Klopp liegen die Gründe der Vormachtstellung im "vielen Geld, der taktischen Anleitung der Trainer, einem guten Scouting". Außerdem: "Sie sind clever genug und manchmal dreckig genug." Als er mit dem BVB mal auf den FC Sevilla traf, sei "der Ball in den letzten 20 Minuten vielleicht nur eine Minute im Spiel gewesen".

Nach all den Schwärmereien und auch kleinen Sticheleien ging Klopp dann aber wieder in den Modus über, der eine weitere magische Nacht in Anfield ermöglichen soll: "Wir haben keinen Druck. Wir tun alles für jeden, der es mit dem FC Liverpool hält. Selbst wenn englische Teams 20 Jahre hintereinander nicht gegen spanische weitergekommen wären, ist mir das egal."