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Essener Tempel-Anschlag Verdächtiger war am Vortag offenbar in Polizeigewahrsam

Kurz vor dem Anschlag auf den Sikh-Tempel befand sich einer der Verdächtigen laut einem Bericht in Polizeigewahrsam. Nachdem der 16-Jährige seine Personalien angegeben hatte, ließen die Beamten ihn demnach wieder gehen.
Sikh-Prozession am Wochenende in Essen

Sikh-Prozession am Wochenende in Essen

Foto: Roland Weihrauch/ AP

Nur einen Tag vor dem Bombenanschlag auf ein Gemeindezentrum der Sikhs in Essen soll einer der beiden mutmaßlichen Täter kurzzeitig in Polizeigewahrsam gewesen sein. Der 16-Jährige aus Essen sei am 15. April nach einem versuchten Einbruch in Essen-Borbeck festgenommen worden, berichtete die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf einen Polizeisprecher. Es seien seine Personalien aufgenommen und ein Strafverfahren eingeleitet worden. Danach habe er wieder gehen können.

Bei dem mutmaßlich islamistischen Bombenanschlag auf das Sikh-Zentrum am 16. April waren drei Männer verletzt worden, einer von ihnen schwer. Außer dem 16-Jährigen aus Essen wird ein ebenfalls 16 Jahre alter Jugendlicher aus Gelsenkirchen verdächtigt . Sie haben nach früheren Angaben der Essener Polizei klare Bezüge zur islamistischen Terrorszene.

Polizei ermittelt in der salafistischen Szene

"Die Polizei arbeitet nach wie vor mit Hochdruck daran, Tatzusammenhänge und mögliche Verbindungen in die islamistisch-salafistische Szene abzuklären", sagte Polizeisprecher Ulrich Faßbender. Beide Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft und haben den Anschlag nach offiziellen Angaben teilweise eingeräumt. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE bestritten sie jedoch eine Tötungsabsicht. Sie hätten aus Übermut gehandelt und gedacht, das Gebäude sei leer.

Am Samstag zogen die Anhänger der Sikh-Gemeinde in einer traditionellen Prozession durch die Essener Straßen. Zahlreiche Polizisten sicherten die Strecke, die vorher extra in eine weniger zentrale Gegend verlegt worden war. Die Nagar Kirtan genannte Prozession, die von Sikhs weltweit in ähnlicher Weise veranstaltet wird, ist keine Reaktion auf den Anschlag. Sie ist aber ein Beleg dafür, dass sich die in Deutschland kleine Religionsgruppe nicht einschüchtern lassen will.

Bei der Prozession wurde die Heilige Schrift der Religionsgemeinschaft mitgeführt. Festlich geschmückte Gemeindeglieder sangen religiöse Lieder und Gebete. Junge Männer führten auf der Straße gestellte Kampfszenen der "Gatka" genannten Sikh-Kampfkunst vor. Ein Chor sang Lieder - begleitet von einer Art Harmonium und zwei Trommeln.

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Sikh-Prozession in Essen: Trommeln, Kampfkunst und Heilige Schrift

Foto: Roland Weihrauch/ dpa
apr/dpa