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Kritik an Erdogan Niederländische Journalistin in der Türkei vorläufig festgenommen

Anlass sollen Tweets über Präsident Erdogan sein: In der Türkei ist erneut eine Auslandskorrespondentin festgenommen worden. Mittlerweile ist die Niederländerin wieder frei, sie spricht von "Landesarrest".
Präsident Erdogan herrscht zunehmend autoritär

Präsident Erdogan herrscht zunehmend autoritär

Foto: ADEM ALTAN/ AFP

Die niederländische Journalistin Ebru Umar ist in ihrem Haus in der türkischen Küstenstadt Kusadasi vorläufig festgenommen worden. Das hatte sie selbst in der Nacht zum Sonntag via Twitter bekannt gegeben. Zudem hatte sie eine SMS an die niederländische Plattform "The Post Online" geschickt. Sie sei "wegen einiger Tweets über den türkischen Präsidenten Erdogan" mitgenommen worden, hatte sie dort mitgeteilt.

Das niederländische Außenministerium in Den Haag bestätigte die Festnahme der Journalistin. Mittlerweile ist die Kolumnistin wieder frei. Sie dürfe das Land jedoch nicht verlassen, teilte Ebru Umar am Sonntag in einer Videobotschaft mit.

Außenminister Bert Koenders begrüßte die Freilassung, betonte jedoch, dass damit das Verfahren noch nicht abgeschlossen sei. Er hatte bei seinem türkischen Amtskollegen gegen die Festnahme protestiert und erklärt, "dass die Meinungsfreiheit ein hohes Gut" sei. Dies müsse auch ein Bewerberstaat für die EU-Mitgliedschaft respektieren.

"Landesarrest"

Umar betonte, dass sie von der Polizei gut behandelt worden sei. "Ich will so schnell wie möglich in die Niederlande zurück," sagte sie. Wann der "Landesarrest", wie sie sagte, aufgehoben werde, konnte sie nicht sagen.

Die Kolumnistin hatte sich zuletzt in der Tageszeitung "Metro" sehr kritisch über Präsident Recep Tayyip Erdogan ausgelassen. Sie ist selbst türkischer Abstammung.

In dem Text ging es unter anderem um ein Schreiben des türkischen Konsulats in Rotterdam an Türken in der Region Rotterdam. Die Diplomaten fordern darin ihre Landsleute auf, jede mutmaßliche Beleidigung Erdogans in den sozialen Netzwerken zu melden. Das Schreiben hatte für heftige Kritik gesorgt. Das Konsulat sprach anschließend von einem Missverständnis.

In der Türkei ist derzeit ein starker Anstieg von Prozessen gegen Kritiker des seit 2014 amtierenden und zunehmend autoritär herrschenden Erdogan zu beobachten. Derzeit laufen rund 2000 Verfahren, viele gegen Künstler, Journalisten und Intellektuelle, aber auch gegen Privatleute.

ler/boj/dpa