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Fotostrecke: Der Style der Queen

Foto: Fox Photos/ Getty Images

Königlicher Dresscode Stil Royal

Knallfarben in der Stadt, Glitzer am Abend, Wetterfestes auf dem Lande – die Queen hatte für jede Situation das passende Outfit im Schrank.
Von Marianne Wellershoff

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Wenn sie vor einer Menschenmenge stand, wenn sie aus ihrem Bentley ausstieg oder das Parlament verließ, dann leuchtete Queen Elizabeth II. nicht nur, weil ihr Amt so glamourös ist, sondern auch wegen ihrer äußerst farbenfrohen Kleidung: Magenta, pink, türkis, zitronengelb, lila, himmelblau – die kleine, zu besten Zeiten 1,62 Meter große Regentin überstrahlte alle, die sie umringen. Und genau das war auch das Ziel der Knallfarben.

Die Queen musste sofort erkennbar sein, denn meist war sie weit entfernt von ihrem Volk. Der passende, mit Federn, Schleifen oder Blumen verzierte Hut machte sie größer, und das musste auch sein, denn die Absätze trugen nur wenig zur Überhöhung bei: Ihre Majestät fand es unbequem, wenn sie höher als fünf Zentimeter waren. Der Hut hatte allerdings auch eine Maximalhöhe, damit er nicht beim Aussteigen aus dem Auto stört.

Kleid (oder Kostüm), Mantel und Hut waren oft aus demselben Stoff, zumindest aber im selben Farbton, denn Farb- oder Mustermixe vermindern die Sichtbarkeit. Fast die gesamte Kleidung wurde entworfen von Angela Kelly, der »Persönlichen Assistentin Ihrer Majestät der Queen, Beraterin und Kuratorin«, und ihren Schneiderinnen. Leinen war verboten, denn es knittert, und Polyester auch, denn darin schwitzte die Queen. Im Winter waren die Kragen breiter, im Sommer die Stoffe leichter, oft mit Bleigewichten im Saum, damit ja kein Windstoß einen peinlichen Moment hervorrufen konnte. Die Entwürfe waren so konzipiert, dass sie am besten im Stehen aussahen. Die Kleidung sollte nicht nur repräsentativ und gut sichtbar, sondern auch funktional sein. Beispielsweise waren die Löcher für die Ärmel großzügig geschnitten – damit Majestät faltenfrei winken kann.

Bei der Symbolik darf nichts schiefgehen

Kleidung ist Politik, vor allem bei Staatsbesuchen. In der Republik Irland hatte die Queen 2011 einen smaragdgrünen Mantel über einem blau gemusterten Kleid getragen – in Anlehnung an die Nationalfarbe. Ein Abendkleid wurde mit 2000 zarten, weißen Stoffkleeblättern dekoriert, in Anspielung auf das irische Nationalsymbol, den Shamrock. Bei ihrer Kanadavisite im Jahr 2010 verzierte eine dezente Perlenstickerei den Kragen ihrer gelben Kostümjacke. Die Muster hatten Angehörige des Volkes der Mi'kmaq appliziert, nach einer Anregung von Angela Kelly, die die Reisegarderobe der Queen zusammenstellte. Sie hatte von der Kunstfertigkeit dieser Ureinwohner gehört. Dazu kombinierte Kelly eine Brosche mit Ahornblättern, dem Symbol aus der kanadischen Nationalflagge. Als die Königin 1965 das Brandenburger Tor besichtigte, hatte sie sich dafür einen gelben Mantel rauslegen lassen.

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50 Jahre später hatte sie wieder einen Termin am Brandenburger Tor. Und welche Farbe hatte ihr Mantel? Natürlich gelb. Bei solcher Symbolik darf allerdings nichts schiefgehen. Eine Reise der Queen erforderte deshalb jedes Mal großen Planungsaufwand: Was steht auf dem Besuchsprogramm? Welche Botschaft soll die Kleidung vermitteln? Welche Farben sind tabu? Gibt es Folkloremotive, die man als Respektsbezeugung aufgreifen kann? Und wie wird das Wetter? Vor der Reise wurden Kleider und Mäntel in der Reihenfolge der Events aufgehängt, dann der dazugehörige Hut herausgesucht und ein passendes Seidentuch. Und die Schuhe.

Outfit für Outfit wurde in Kleidersäcken verpackt, beschriftet und verstaut. Außerdem gab es immer noch alternative Ensembles. Damit auch die Queen mal eine Entscheidung treffen konnte.

Mehr ist mehr: Die Queen mochte Glitzer

»Alles, was glitzert, ist schön« ist ein Spruch, der gern mal kleinen Mädchen zugeschrieben wird. In dieser Hinsicht war die Queen jung geblieben. Schimmernde Perlen, funkelnde Steinchen, reflektierende Metallgarne – die Königin hielt sich an das Gucci-Motto: Mehr ist mehr. Die langen Kleider mussten schließlich zu den edelsteinbesetzten Diademen passen, die Queen Elizabeth II. bei festlichen Anlässen trug. Dazu durfte es dann auch eine kleine, silberne Handtasche sein statt ihres kastigen Lieblingsmodells in Schwarz oder Beige der Luxusmarke Launer, der britischen Antwort auf Hermès.

Ein blassblaues Abendkleid des britischen Designers Stewart Parvin, der später offizieller Hoflieferant wurde, bescherte der Queen 2002 einen besonderen Fashionmoment bei einer Visite auf Jamaika. Als plötzlich vor dem Dinner im Haus des Gouverneurs der Strom ausfiel, musste die Königin durch ein Spalier aus kerzenhaltenden Menschen schreiten, was das über und über mit Strass und Pailletten besetzte Kleid erst so richtig zum Funkeln brachte.

Mit Swarovski-Steinen, Perlen oder Strass-Steinen dekorierte Abendkleider haben aber auch einen Nachteil: Sie drücken, wenn man auf ihnen sitzen muss oder wenn man sich anlehnt. Deshalb glitzerten Front und Seiten stets mehr als der Rücken, deshalb fanden sich größere Perlen nur am Saum. Und: Das Rückenteil war immer mehrlagig gepolstert.

Passende Kleidung für jedes Wetter und jeden Anlass

Bunte Kostüme, Pumps und kompliziert dekorierte Hüte sind etwas für offizielle Anlässe in der Stadt. Auf dem Land war auch bei Queen Elizabeth II. Bodenständiges gefragt. Und weil es im ganzen Vereinigten Königreich oft regnet, gehörten zu den Hoflieferanten der Queen auch britische Traditionsmarken wie Aquascutum, Barbour, Burberry und Hunter, die sich auf Kleidung für schlechtes Wetter spezialisiert haben.

Bequem, robust und kernig, so könnte man den Countrylook der Queen beschreiben. Zum einreihigen Trenchcoat in Schlamm, Dunkelblau, Olivgrün oder Beige gehörte ein Rock aus kräftigem Stoff. Dazu Gummistiefel und ein Kopftuch, über das sie notfalls eine Regenkapuze zog. Wenn ausnahmsweise die Sonne schien, trug die Queen oft eine gesteppte Weste oder eine Steppjacke über der Bluse, dazu flache Schuhe. Absätze könnten im Grasboden einsinken.

Bis ins hohe Alter ritt die Queen gern aus, am liebsten auf den bequemen Highland Ponys, die sie züchtete. Sie zwängte sich dazu jedoch nicht in kniehohe Reiterstiefel, sondern kombinierte braune Boots mit einer Jodhpur-Hose. Je nach Wetter wählte sie Wolljacke, Trenchcoat oder den klassischen Reitermantel. Und, alle Sicherheitsvorschriften ignorierend, trug sie dabei keine Reitkappe, sondern ein Kopftuch.