Zum Inhalt springen

Staatsakt für Hans-Dietrich Genscher "Er konnte zäh wie ein Cowboystiefel sein"

Nur selten werden verstorbene Bundesminister mit einem Staatsakt gewürdigt. Hans-Dietrich Genscher ist diese Ehre zuteil geworden. Sein Sarg wurde dazu an seiner alten Wirkungsstätte aufgebahrt.
Staatsakt für Hans-Dietrich Genscher: "Er konnte zäh wie ein Cowboystiefel sein"

Staatsakt für Hans-Dietrich Genscher: "Er konnte zäh wie ein Cowboystiefel sein"

Foto: Rolf Vennenbernd/ dpa

Bei einem Staatsakt haben am Sonntag mehr als 800 Ehrengäste Abschied von dem früheren Außenminister Hans-Dietrich Genscher genommen. Das Zeremoniell fand im ehemaligen Plenarsaal des Bundestags in Bonn statt.

Der FDP-Politiker war am 31. März im Alter von 89 Jahren gestorben. Aufgrund seiner besonderen Verdienste hatte Bundespräsident Joachim Gauck den Staatsakt angeordnet, der einem Minister nur selten zuteil wird. Genscher war von 1969 bis 1974 Innenminister und anschließend bis 1992 Außenminister. Er gilt als einer der Architekten der deutschen Einheit.

Neben Bundespräsident Gauck sprachen unter anderem Genschers Nachfolger als Außenminister, Klaus Kinkel, sowie der frühere US-Außenminister James Baker:

  • Gauck würdigte den Verstorbenen als einen "deutschen Patrioten und überzeugten Europäer". Genscher sei ein "Glück für unser Land" gewesen, sagte er in seiner Rede. "Wir alle können uns ein Deutschland ohne ihn eigentlich nur schwer vorstellen."

    Als Soldat im letzten Aufgebot der Wehrmacht habe Genscher "nichts so sehr fürchten und hassen gelernt wie den Krieg". Die Arbeit für den Frieden wie auch für die Freiheit sei deshalb zum Leitmotiv seiner politischen Arbeit geworden.
  • Der ehemalige Außenminister Klaus Kinkel (FDP) nannte seinen Vorgänger Genscher einen "Akteur der Weltpolitik", der gleichzeitig "Menschenfreund" und "Brückenbauer" gewesen sei. "Er war ein Meister des Gesprächs", sagte Kinkel.

    Kinkel betonte, dass sich Genscher zuletzt Sorgen um Europa gemacht habe. "Als er bei öffentlichen Auftritten zum Schluss schon im Rollstuhl saß, hielt er noch flammende Vorträge zu seinem Europa, verbunden mit dem Wunsch des Neubeginns der Beziehungen zu Russland."
Fotostrecke

Staatsakt für Hans-Dietrich Genscher: Abschied vom "ewigen Außenminister"

Foto: Rolf Vennenbernd/ dpa

  • Der ehemalige amerikanische Außenminister James Baker sagte, Genscher sei "ein wahrhaft heroischer Staatsmann" und ein "Titan unter den Diplomaten Europas" gewesen. In seiner Geburtsstadt Halle, aber auch in anderen Städten der ehemaligen DDR sei er später "wie ein Rockstar gefeiert" worden.

    "Er konnte zäh wie das Leder eines texanischen Cowboystiefels sein", erinnerte sich Baker.

Begraben wird Genscher in seinem Wohnort Wachtberg bei Bonn. Die Beisetzung ist jedoch nicht mehr Teil des Staatsaktes, sondern privat.

cst/dpa