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SMS während der Vorführung US-Kinokette überlegt, Handys im Kino zu erlauben

Filmtheater, in denen künftig die Benutzung von Handys erlaubt ist? Für viele Kinogänger eine Horrorvorstellung. Der Boss einer Kinokette in den USA spielt mit dieser Idee, um die Generation der 20-Jährigen nicht zu vergraulen.
Mit Handy im Kino

Mit Handy im Kino

Foto: Corbis

"Wenn Sie einem 22-Jährigen sagen, er möge bitte sein Handy ausschalten, weil er den Film ruiniert, dann versteht der, er solle seinen linken Arm am Ellbogen abschneiden." Glaubt Adam Aron, seit vier Monaten Chef von AMC, der größten Kinokette in den USA. Deshalb, so sagte er am Mittwoch in einem Interview  mit der Branchenzeitschrift "Variety", sollten "spezielle Kinosäle SMS-freundlicher werden."

Eine andere Möglichkeit sei, bestimmte Sektionen eines Saals für den Handygebrauch freizugeben. Aron betonte aber auch: "Gleichzeitig müssen wir einen Weg finden, das Publikum von heute nicht stören. Schilder, die um das Ausschalten der Handy bitten, hängen nicht umsonst da. Heutige Kinogänger möchten niemanden neben sich sitzen haben, der mit seinem Smartphone SMS schreibt."

Scheinbar hat er vielen Filmfans damit aus der Seele gesprochen. Die wenigen Sätze zu diesem Thema hatten in den USA eine riesige Medienresonanz. Alle großen Tageszeitungen in den USA berichteten, in Blogs wird heiß diskutiert. Adam Arons sah sich gezwungen, per Twitter zurückzurudern. Er schrieb in dem Kurznachrichtendienst über seine Pläne für eine Handyerlaubnis im Kino: "WENN überhaupt, würden wir einen Weg suchen, bei dem wir VÖLLIG sicher sein können, dass das GANZE Publikum gern in die Kinos von AMC kommt."

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Der erste, der auf diesen Tweet reagierte, war der Schauspieler Elijah Wood ("Der Herr der Ringe"). Er schrieb: "Ja, indem ÜBERHAUPT keine Handys während der Vorführung erlaubt werden. Das ist völlig unnötig und respektlos dem Publikum und Film gegenüber."

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Den völlig entgegengesetzten Weg zu AMC beschreitet die US-Kinokette Alamo Drafthouse, die dafür bekannt ist, streng auf die Kino-Etikette seines Publikums zu achten. CEO Tim League sagte schon 2013 zu diesem Thema : "SMS schreiben im Kino? Nur über meine Leiche. Das Kino ist ein heiliger Ort, und es ist unsere Aufgabe, dem Publikum Manieren beizubringen."

Wie sensibel das Thema zu sein scheint, zeigt die Nachfrage von SPIEGEL ONLINE bei deutschen Kinobetreibern: Die großen Kinoketten CineStar und Cinemaxx wollten nicht sofort auf eine Anfrage von SPIEGEL ONLINE reagieren, sondern erbaten sich Bedenkzeit.

Warum AMC-Chef Aron überhaupt den Vorstoß wagte, geht ebenfalls aus dem Variety-Interview hervor: Es ist die Angst, künftig im Kampf mit Streaming-Plattformen junge Zuschauer zu verlieren. "Wir müssen unser Produkt ganz konkret so umformen, dass in Zukunft die Millennials (die Generation der 20-Jährigen, Anm. d. Red.) die Kinos genauso intensiv besuchen wie die Baby Boomer vor ihnen", sagte Arons.

Wer übrigens einen SMS-schreibenden Sitznachbarn im Kino für den Inbegriff des Grauens hält, der sollte einmal speziell eingerichtete Kinos in China besuchen: Auf so genannten "bullet screens" kann man dort per Handy den Film kommentieren. Die Textnachrichten tauchen dann in Echtzeit direkt auf der Leinwand auf.

Anmerkung der Redaktion: Inzwischen ruderte die Kette allerdings zurück. Nach zahlreichen Kundenbeschwerden teilte AMC per Twitter mit, dass Textnachrichten in den Kinos doch nicht erlaubt werden.

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