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kicker.tv

Klopps Rückkehr nach Dortmund Wiedersehen macht Freude

Jürgen Klopp gegen Borussia Dortmund: Das war für alle Beteiligten gewöhnungsbedürftig. Die Heimkehr des Trainers war emotional. Fast logisch, dass die Partie unentschieden enden musste.

Ganz verhalten erwiderte Jürgen Klopp den Gruß der Dortmunder Fans, als er vor dem Anpfiff den Rasen betrat. Mit halb erhobenem Arm, als würde er sich nicht so recht trauen und als solle es niemand bemerken, winkte er den Zuschauern entgegen, als sie den Trainer in seiner ehemaligen Heimat mit Applaus begrüßten.

"Ich hab gedacht, das könnte für mich sein. Also habe ich versucht, mich mit einer kleinen Geste zu bedanken", sagte Klopp nach dem Spiel über den Empfang bei seinem ersten Auftritt im Dortmunder Stadion nach knapp einem Jahr. So richtig wohl schien sich der sonst so selbstsichere Coach in dieser ungewöhnlichen Situation nicht zu fühlen. Kurz klatschte er noch selbst in die Hände und umrahmte dann das Liverpool-Emblem auf seiner Brust, als wolle er nochmals klarstellen: Hier, für die bin ich jetzt unterwegs.

Das Spiel endete 1:1 (0:1) - leichter Vorteil für Liverpool, aber vor allem ein versöhnliches, fast logisches Resultat. Kein Verlierer. Und so war auch nach dem Schlusspfiff noch Platz für Herzlichkeiten, ganz im Sinne von Hans-Joachim Watzke. Der BVB-Geschäftsführer hatte befürchtet, dass Klopp den BVB "einlullen" wolle. Mit seiner Umarmung vor Spielbeginn an der Mittellinie habe Watzke schließlich "die Büchse der Pandora geöffnet", sagte Klopp: "Da war dann auch klar, dass ich die Spieler hinterher auch umarmen kann, und alles war cool."

"Sehr speziell" und "ein bisschen seltsam"

Dass er seine Rolle als Gäste-Trainer auch in Dortmund nicht vergaß, machte Klopp während des Spiels allerdings klar. Schaute er beim Aufwärmen noch deutlich öfter zu seiner ehemaligen als zu seiner aktuellen Mannschaft, war er anschließend 90 Minuten im Wettkampfmodus. So verzichtete er bei dem wichtigen Auswärtstor durch Divock Origi in der 36. Minute natürlich nicht auf seinen Jubel. Und so ballte er auch acht Minuten vor dem Schlusspfiff bei einem wichtigen Ballgewinn gegen Henrich Mchitarjan nochmals enthusiastisch die Faust.

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Borussia Dortmund in der Einzelkritik: Alles viel zu ungenau

Foto: Martin Meissner/ AP

Auch für die Dortmunder Spieler war das alles "sehr speziell", so Sven Bender: "Natürlich ist das auch ungewohnt, nach so langer Zeit einen Ex-Trainer zu sehen, der in anderen Farben dasteht", sagte der Dortmunder Innenverteidiger. Für seinen Nebenmann Mats Hummels war die Situation ebenso ungewohnt: "Das ist ein bisschen seltsam, ihn in unserem und seinem Stadion gegen uns zu sehen", sagte der 27-Jährige.

Dem BVB-Kapitän tat Klopp sogar noch einen großen Gefallen. Nach einer Ecke traf Hummels recht mühelos zum Ausgleich, auch weil er nach eigener Aussage "den richtigen Gegner fürs Kopfballduell" hatte. Klopp hatte Adam Lallana, 20 Zentimeter kleiner als Hummels, auf die entsprechende Position beordert. "Entschuldigung dafür", kommentierte er sein unfreiwilliges Gastgeschenk. Dennoch kamen Jürgen-Klopp-Gesänge an diesem Abend nur aus der Gästekurve.

Freundschaftsspiel-Atmosphäre vor dem Anpfiff

Die Atmosphäre war auch abgesehen von dem großen Wiedersehen besonders. Zehn Minuten vor Anpfiff gab es einen Gänsehautmoment: 65.848 Menschen erhoben sich von ihren Plätzen, um gemeinsam "You'll never walk alone" zu singen. Während des Spiels dann aber wirkte die Stimmung - ob durch die Klopp-Rückkehr oder den recht unspektakulären Spielverlauf - phasenweise etwas gehemmt.

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Der FC Liverpool in der Einzelkritik: Klopps Kolosse

Foto: Bernd Thissen/ dpa

An der Anfield Road in Liverpool entstanden, wird das Lied auch in Dortmund seit vielen Jahren vor jedem Anpfiff gespielt. Es war die lautstarke Version zweier Fanlager, die "mit die besten in Europa" sind, so BVB-Verteidiger Marcel Schmelzer.

Eine unglaubliche Vielzahl extra angefertigter Schals mit dem Liedtitel und den Schriftzügen beider Klubs ließ außerdem so stark wie vielleicht noch nie eine Farbe jenseits von Schwarz und Gelb im Dortmunder Stadion dominieren, nämlich Rot. Das hatte schon ein bisschen was vom Freundschaftsspiel-Charakter, den Watzke befürchtet hatte. In den Schlussminuten, als erste BVB-Fans das Stadion bereits verließen, stimmten die Gäste ihren Klassiker erneut an und lieferten damit einen ersten Vorgeschmack auf das Rückspiel.

"Donnerstagabend, Anfield - auch da geht die Post ab", sagte Klopp mit Blick auf die kommende Woche, wenn das Rückspiel steigt. Der größte Hype um ihn selbst ist dann erst mal vorbei. "Jetzt ist das rum, das ist gut", kommentierte er fast erleichtert, dass das emotionale Wiedersehen nun hinter ihm liegt. Im Rückspiel geht es schließlich ums Weiterkommen, da ist noch weniger Platz für Freundlichkeiten.

Für die Minuten nach dem Abpfiff in Dortmund galt das nicht. Als fiele eine Last von ihm ab und sichtlich zufrieden mit dem Ergebnis umarmte Klopp jeden, der seinen Weg kreuzte. Während die BVB-Spieler sich bei der Südtribüne für die Unterstützung bedankten, klatschte Klopp in Richtung der mitgereisten britischen Anhänger. Einmal winkte er noch, dann war er wieder weg.

Borussia Dortmund - Liverpool 1:1 (0:1)
0:1 Origi (36.)
1:1 Hummels (48.)

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Bender (76. Sokratis), Hummels, Schmelzer - Weigl, Castro - Durm (46. Sahin), Mchitarjan, Reus - Aubameyang (76. Pulisic).

Liverpool: Mignolet - Clyne, Lovren, Sakho, Moreno - Henderson (46. Allen), Can, Milner - Lallana (77. Firmino), Origi (84. Sturridge), Coutinho.

Schiedsrichter: Velasco Carballo
Zuschauer: 65.848
Gelbe Karten: Weidenfeller, Reus, Sokratis / Can, Lallana